Die Sitzecke: Vermittlungsprojekt von Julia Schäfer zur Ausstellung „Trautes Heim“ 2003

Vermittlungsprojekt: Julia Schäfer >Die Sitzecke<

Die Sitzecke bildete im historischen sog. Herfurth’schen Salon der GfZK einen Raum, der durch seine wohnliche und ausstellungsuntypische Beleuchtung nach außen die Galerie als Wohnraum erkenntlich machte. Hier konnten BesucherInnen Videos zum Thema ansehen, In Büchern und Materialien zu den KünstlerInnen stöbern. Eine Station, wie sie bereits in vielen Häusern den Ausstellungen implantiert ist.

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Informationen zur Ausstellung „Trautes Heim“

07.09.2003 – 09.11.2003
mit Dorit Margreiter, Miriam Bäckström, Sophie Thorsen, Moira Zoitl, Pia Lanzinger, Isa Rosenberger
kuratiert von Julia Schäfer

Die Ausstellung >Trautes Heim< konzentriert sich auf das private Wohnen, medial vermittelte Bilder/Vorstellungen vom Wohnen und auf Wünsche und Verschiebungen des Begriffs >Zuhause-Sein<. Die eingeladenen KünstlerInnen haben u.a. für die Ausstellung neue Arbeiten konzipiert, die sich mit dem Leben/Wohnen in Leipzig auseinandersetzen.

Die Künstlerin Pia Lanzinger (München, Jg.1960) widmete sich im Jahr 2001 in sog. „Wohnwanderungen“ durch die Messestadt Riem bei München der Frage nach Wohnstilen. Das dabei entstandene Magazin „Schönes Wohnen“ gibt Einblicke in das private Refugium der BewohnerInnen dieses neuen Stadtteils. Pia Lanzinger hat ein starkes Interesse an Kommunikation und dem Austausch mit Menschen. Ihre künstlerische Sprache umfasst Führungen, Touren, Interviews, Portraits. Schwerpunkt der Leipziger Arbeit bildet die häufig von Frauen ausgeführte „Teleheimarbeit“. Inwieweit passt sich das häusliche Umfeld einer beruflichen Tätigkeit von zu Hause aus an und worin machen sich Veränderungen bemerkbar?

Sofie Thorsen (Kopenhagen, Jg. 1971) geht der Frage nach, was am Stadtrand Leipzigs passiert. Sie untersuchte bereits in früheren Arbeiten die >Ästhetik von Dörfern<. Auf welche Wohntypen trifft man dort, wie wachsen Neubaugebiete und aus welchen Gründen lockt das „Eigenheim“? Sofie Thorsen hat in mehreren Aufenthalten in Leipzig neuere, sowie ältere Dörfer besucht. Die Zeichnungen und Installationen der Künstlerin informieren u.a. auch über wirtschaftliche und soziale Hintergründe dieser Wohnformen.

Miriam Bäckström (Stockholm, Jg.1967) untersucht Settings, wie man sie in Möbelhäusern und an Filmdrehorten vorfindet. Die Serie der Fotografien von IKEA-Schauräumen („IKEA through the Ages“, 1999) zeigt die Geschichte des Einrichtungshauses in gewohnten, bühnenartigen Szenerien. Das Private wird in den Settings von Bäckström vorgetäuscht und bleibt Fassade. Die menschenleeren Aufnahmen könnten in Leipzig, Stockholm und mittlerweile auch Moskau gemacht worden sein, was Vorstellungen von Individualität und Lokalität problematisiert. Das vermeintlich Intime ist hier öffentlich zugänglich und nicht privat.

Dorit Margreiter (Wien, Jg.1967) kombiniert in ihrer Installation „Short Hills“ subjektive Wohnvorstellungen und dokumentarische Bilder mit solchen, die wir aus „Sitcoms“ und „Soap Operas“ kennen. Sie untersucht in einer Stadt wie Los Angeles, die als medial vermitteltes Setting weltweit bekannt ist, das Verhältnis der BewohnerInnen zu ihren Privaträumen. Margreiter befragt in ihrer Arbeit >Everyday Life< Menschen nach ihren Vorstellungen vom >idealen Wohnen<. „Architektur erweist sich hier (in Los Angeles) als Fassade, wo das, was sich dahinter befindet, völlig vom Außen getrennt ist.“(Margreiter)

Moira Zoitl (Berlin, Jg.1968) beschäftigt sich mit unterschiedlichen Rollenbildern von Frauen. Die Arbeit >Zimmer der Dame< ist eine Rekonstruktion eines Raumes, wie ihn der Architekt Adolf Loos 1930 für das >Haus Müller< in Prag konzipiert hat. Dieser >Hochsitz< erlaubte es der Dame des Hauses den totalen Überblick über das Geschehen im Haus zu haben. Die Künstlerin nutzt dieses Setting als Präsentationsort für eine Arbeit, die sich mit ihrer Großmutter beschäftigt.

Roman Ondak (Bratislava, Jg.1966) arbeitet mit Vorstellungen und Erinnerungen von Räumen und Architektur. Ondaks Installation >Antinomades, 2000< zeigt auf 12 verschiedenen Postkarten Freunde unterschiedlichen Alters und sozialer Herkunft in ihren Privaträumen. „Die Menschen hier sind nicht flexibel oder mobil. Aus diesem Grund betrachten sie die neuen politisch-kulturellen Einflüsse, denen sie sich ausgesetzt fühlen und Europa, das sie angeblich integrieren möchte, mit Skepsis.“ (Ondak)

Isa Rosenberger (Wien, Jg.1969) hat in Leipzig mit BewohnerInnen und ArchitektInnen sowie KünstlerInnen Interviews zum Thema Wohnen in Leipzig/Wohnen in der Platte gemacht. Hierbei konzentriert sich ihr Fokus auf die Aneignung der genormten Räume eines Plattenbaus durch die BewohnerInnen. In welchem Verhältnis „setzen“ und entwickeln sie ihre Individualität zum gebauten Raum? Was haben die BewohnerInnen aus „ihren“ ihnen vorgegebenen Architekturen gemacht? Rosenberger entwickelt Wandmalereien und Zeichnungen, die Schnittmengen des Untersuchten zeigen und veranschaulichen. Die Ausstellung wird ergänzt durch eine „Sitzecke“, einer Vermittlungsstation mit Videos, Büchern und Zeitschriften rund um das Thema „Wohnen“. Auf einer Diaprojektion in der „Sitzecke“ zeigt Jens Volz die Fotoserie „Siedler“, eine Arbeit, die LeipzigerInnen dabei dokumentiert, wie sie ihr Eigenheim selbst bauen, und man sieht eine Gemeinschaftsarbeit von Katja Heinecke, Reinhard Krehl, Silke Steets und Nils Emde über die Wohnsiedlung Dessau-Törten und die individuelle Aneignung dieser Bauhaussiedlung durch ihre BewohnerInnen.

Mit freundlicher Unterstützung von: LWB (Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH), BKA (Bundeskanzleramt Österreich), DCA (Danish Contemporary Art), Marriott Hotel

Katalog:
>Trautes Heim<
Dorit Margreiter, Miriam Bäckström, Sophie Thorsen, Moira Zoitl, Pia Lanzinger, Isa Rosenberger. Ausstellung: 07.09. – 09.11.2003, Hrsg.: Julia Schäfer, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Köln: Walther König, 2005 (de/en); Preis: EUR 19.00


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