16.02.2013 – 26.05.2013, GfZK-2
mit den KünstlerInnen Yvon Chabrowski (D), Dominique Gonzalez-Foerster (F/BR), Wiebke Loeper (D), Inken Reinert (D), Anri Sala (AL/F), Michaela Schweiger (D), Maya Schweizer (F/D)
kuratiert von Julia Schäfer und Heidi Stecker, GfZK
Ausstellungsgestaltung: Kay Bachmann und Philipp Paulsen
An was erinnern wir uns und wie?
Wie spiegeln und sammeln Räume Erinnerungen und was lösen sie aus?
Was ist Erinnerung und wie orientieren wir uns in ihr?
Die Ausstellung „Zurück nach Morgen“ zeigt Arbeiten von Yvon Chabrowski, Dominique Gonzalez-Foerster, Wiebke Loeper, Inken Reinert, Anri Sala, Michaela Schweiger und Maya Schweizer. Alle beschäftigen sich in unterschiedlicher Weise mit Erinnerung. Yvon Chabrowski widmet sich der Inszenierung von massenmedialen Bildern, die Wahrnehmung und Erinnerung konstruieren. Dominique Gonzalez-Foerster schafft räumliche Atmosphären über Erinnerungsfragmente, die wiederum eigene Erinnerungen auslösen und auch in Richtung Zukunft weisen. Wiebke Loeper verfolgt Themen wie Heimat und Identität gepaart mit autobiografischen Referenzen. Es geht um Orte, die Ausdruck von Hoffnung, Verlust und Freude sind. Inken Reinert recycelt nostalgiefrei die jüngere Vergangenheit, indem sie sie einer vollständigen De- und Neumontage unterwirft. Anri Salas Installation fragt nach der eigenen Identität, die als eine an Abwesenheit und Anwesenheit, an Menschen, Situationen und Orte geknüpfte Konstruktion erscheint. Michaela Schweiger beschäftigt sich mit den Bedingungen des architektonischen und des urbanen Raumes und medialen Räumen wie dem Kino und dem Internet. Maya Schweizer setzt sich mit persönlichen wie gesellschaftlich-historischen Fragen über Bilder und Texte aus dem kollektiven sowie dem persönlichen Gedächtnis auseinander.
Bei vielen Werken spielt die eigene Familiengeschichte, aber auch Funde des Alltags eine Rolle, die sich sowohl in fiktiven wie auch in konkreten Räumen niederschlagen. Traditionelle Medien, also Tagebücher, Nachlässe, Briefe, verknüpfen sich mit Orten. Mit der verblassenden Vergangenheit und sich ändernden Techniken und Medien verändern sich auch die Formulierungen (Sala). Bilder, Muster, Modelle produzieren Erinnerungen, die zudem wechselnden gesellschaftlichen Diskussionen unterliegen. Sie sind Artikulationsmoden unterworfen, forcierten Themen und Interpretationen (Chabrowski). Erinnerung und Gedächtnis sind aber auch physisch, neurologisch, medizinisch beeinflusst (Loeper, Schweizer). Erinnerungen werden sprachlich formuliert. Sie überhaupt artikulieren zu können, aber auch, wie sie in Worte gefasst werden, die durch Ideen und Ideologien geprägt sind, Sprache zu beherrschen, Zensur und Selbstzensur unterworfen zu sein, ist entscheidend. Erinnerungen haben Leerstellen und sparen Unliebsames aus (Schweiger).
Die Ausstellung verbindet Konstruktion und Inszenierung von Erinnerung. Sie widmet sich sowohl Medien des Speicherns und Archivierens von Erinnerung als auch der künstlerischen Reflexion von Geschichte, die auch private, familiäre sein kann. In den Kunstwerken entfalten sich Erinnerungen, die auf individueller Erfahrung beruhen. Sie thematisieren deren Vergänglichkeit und Neustrukturierung; sie knüpfen sich nicht nur an Orte, sondern schaffen Orte für Erkenntnisse und für Zukunft (Gonzalez-Foerster).
Die Ausstellungsgestaltung von Kay Bachmann und Philipp Paulsen zitiert die einzelnen Kunstwerke. Elemente, die auf den ersten Blick rätselhaft erscheinen, ziehen sich durch die Räume und fordern von den BetrachterInnen Kombinationsgabe und – Erinnerungsvermögen.
Unterstützt von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
MEMORY STICKS
Eine performative Intervention
Am Mittwoch, 22. Mai, und Donnerstag, 23. Mai, jeweils von 17-19 Uhr
im Rahmen der Ausstellung “Zurück nach Morgen” in der GfZK-2
kuratiert von Nefeli Skarmea
Choreographisches Konzept von Sergiu Matis
Performer Sergiu Matis und Nefeli Skarmea
“The world needs dancers – to sweat, to smell, to think in flesh […], to be present for everyone who is not; to be the embodied evidence and knowledge of a soaring mind – beneath and beyond frames of consciousness, on pathways of the unknown.” Michael Klien, Steve Valk, Jeffrey Gormly in: Book of Recommendations. Choreography as an aesthetics of change (2008)
Ausgehend von der Thematik der Ausstellung “Zurück nach Morgen” intervenieren Nefeli Skarmea und Sergiu Matis im Ausstellungsraum mit einer teils improvisierten, teils gescripteten Bewegungsarbeit. In den außergewöhnlich fluiden Räumlichkeiten der GfZK-2 erproben die beiden Performer die Elastizität und Dreidimensionalität des physischen Gedächtnisses und verhandeln durch ihre Präsenz dessen Fähigkeit zur Speicherung und Archivierung von Erinnerungen neu.
Sergiu Matis ist Chreograph und Tänzer bei Sasha Waltz and Guests und studiert Choreographie / Solo/Dance/Authorship, ein Postgraduiertenstudium an dem Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz (UdK) in Berlin.
Nefeli Skarmea ist Tänzerin – aktuelle Produktionen mit Alias/Guilherme Botelho und Martin Creed – und studiert “Kulturen des Kuratorischen”, ein Postgraduiertenstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.