Die Vermittlungscard: Ein Vermittlungsprojekte von Julia Schäfer zur Ausstellung „Der zweite Blick“ 2004

Vermittlungsprojekte:
Julia Schäfer >Die Vermittlungscard<
Die Vermittlungscard wurde zusammen mit der Grafikerin Annalena von Helldorff entwickelt, die den BesucherInnen der Ausstellung Hinweise und Anregungen zum vielfältigeren Verständnis und zur Herangehensweise an Kunst gibt. Bereits in der Vergangenheit gab es Versuche, Regeln zur Betrachtung von Kunst aufzustellen. So gab es 1779 einen “Bilderknigge”, in dem Daniel Chodowiecki die Kunstkenntnis in richtig und falsch einzuteilen versuchte. Advokat Detmold in Hannover versprach 1833 dem Publikum, durch Anleitung zur Kunstkennerschaft oder Kunst in drei Stunden ein Kenner zu werden. Wir maßen uns solcherlei Prophezeiungen nicht an. Es gibt zum Glück keine gültigen Regeln zur Betrachtung von Kunst. Die Vermittlungscard kann den interessierten BetrachterInnen Fragen mit auf den Weg durch eine Ausstellung geben, die zum besseren Verständnis von zeitgenössischer Kunst beitragen, z. B.: Was hat das Kunstwerk mit mir zu tun? Warum wird diese Arbeit gerade in diesem Haus zu diesem Aspekt gezeigt? Erinnert mich die Arbeit an etwas, das ich kenne? In welchen gesellschaftlichen Kontext ist die Arbeit entstanden? Die V-Card ist so groß wie eine Scheckkarte und wird jedem/jeder BesucherIn mit dem Kauf des Tickets ausgehändigt. Den eigentlichen Adapter formt jeder/jede BesucherIn selbst bei Beantwortung der Fragen.

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Ausstellung „Der zweite Blick“ 2004

20.09.2004 – 31.10.2004

mit Janet Grau (Dresden), Arturas Raila (Vilnius), Evelyn Richter (Bautzen), Tilo Schulz (Leipzig), Allan Sekula (Los Angeles), Volker Eichelmann, Jonathan Faiers, Roland Rust (London/Hamburg/Wien)

kuratiert von Julia Schäfer

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Die Eröffnungsausstellung “Der zweite Blick” beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Kunst als Thema in der Kunst. Kunst begegnet uns im Museum, im öffentlichen Raum, zu Hause, in Medien jeglicher Art. In der Schule und im Elternhaus lernen wir künstlerische Ausdrucksweisen erstmals kennen. Bei zeitgenössischer Kunst reicht das erlernte Vokabular häufig nicht aus und es fehlt eine Art “Adapter”, den man zwischen der Kunst und sich selbst installieren kann. Die künstlerischen Arbeiten der Ausstellung beleuchten verschiedene Arten, mit Kunst umzugehen und über sie zu sprechen. Sie untersuchen die Wahrnehmung, die eine Gesellschaft von “Kunst” hat und prägt. Sie spüren gesellschaftliche Herangehensweisen und individuelle Kommunikationen zwischen Kunst und ihren BetrachterInnen auf.
Jede Zeit, jede Gesellschaft und jedes Kunstwerk bringt andere RezipientInnen hervor, ebenso wie jede Zeit und jede Gesellschaft verschiedene Kunststile und Werke hervorbringt. Die Wahrnehmung von Kunst kann sich innerhalb kürzester Zeit verändern. Sie unterliegt Moden, gesellschaftlichen Normen und Schwankungen in der Ausbildung zur ästhetischen Wahrnehmung, die auch eng mit dem Ausstellungsraum und der Art und Weise der Präsentation von Kunst zusammenhängt (siehe Abb. P. A. Martini, 1787).

 

Heidi Stecker: „Du kannst mich nicht verstehen“. Vortrag, 22.9.04, 18h
Im Laufe des deutschen Einigungsprozesses wurden schnell Verständigungsschwierigkeiten zwischen „West“ und „Ost“ – Westdeutschen und Ostdeutschen – sprichwörtlich. Schon in der DDR wurde überlegt, ob es in der DDR zur Ausbildung einer eigenen Sprache gekommen sei. Propagiert wurde, dass die Herausbildung einer neuen deutschen Nation auf dem Boden der DDR, die als die bessere, fortschrittlichere verkündet wurde, zu einer neuen Sprache führe. In der Wissenschaft war jedoch klar, dass sich die zwei deutschen Staaten sprachlich nicht wesentlich unterschieden. Umso überraschender ist, mit welcher Vehemenz nun große Sprachverschiedenheiten behauptet werden, die auch auf die Kunst und ihre Präsentationen übertragen wurden. Allein jede Ausstellung zu Kunst aus der DDR in den letzten Jahren führte zu neuem Streit. Der Vortrag diskutiert vor dem Hintergrund der Sprachen- und Nationendebatten verschiedene Ausstellungen, die ein Bild von Kunst aus der DDR entwarfen.

 


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