Die Schreibstation: Ein Vermittlungsprojekt von Julia Schäfer zur Ausstellung „Die Ansichtskarte“ 2004

Vermittlungsprojekt
Julia Schäfer: Die Schreibstation

Die Schreibstation war ein fest installierter Ort am Eingang der GfZK. Hier war es möglich, die Postkarten der Serie von Iris Reuther zu versenden. Auf den Karten sind Motive von Leipzig zu sehen, die nie auf touristischen Ansichtskarten zu sehen gewesen wären (leere Wohnungen, Wohnruinen, ein privater Kleinzoo, das leere Schreberschwimmbad …). Briefmarken gab es an der Kasse, den Postkasten an der Station. Mit einer Stecknadel waren die BesucherInnen aufgefordert, den Zielort ihrer versendeten Karte auf einer großen Weltkarte zu markieren. Am Ende der Aktion nach zwei Jahren schrieb Julia Schäfer weltweit einige der Empfängerinnen an und bat sie um die Zusendung „untypischer“ Ansichten ihrer Regionen, die mit der Schreibstation in „Die Ansichtskarte“ zu sehen waren.
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Ausstellung „Die Ansichtskarte“

23.11.2003 – 25.01.2004

kuratiert von Barbara Steiner, Iris Reuther und Erasmus Schröter

Die Ausstellung „Die Ansichtskarte“, kuratiert von Iris Reuther, Erasmus Schröter und Barbara Steiner, knüpft an das von Iris Reuther konzipierte und in Zusammenarbeit mit der GfZK und CULTURTRAEGER durchgeführte Postkartenprojekt „7 x 7 x LEIPZIG“ an.
Seit April 2002 sind diese Postkarten in insgesamt sieben Serien, bestehend aus je sieben Motiven, erschienen und, nach den Anfangsbuchstaben der Stadt Leipzig geordnet (L-E-I-P-Z-I-G), kostenlos in der Stadt erhältlich; in der GfZK kann die gesamte Edition erworben werden.
Iris Reuther setzt beim Bild der Stadt Leipzig an: Offiziellen Aufnahmen stellt sie jedoch eine andere Perspektive auf die Stadt gegenüber. So geht es in der Serie „Schlösser“ nicht etwa um Prunkgebäude des alten Adels. Unter Reuthers Auswahl befindet sich die Porsche-Niederlassung genauso wie ein Bordell (Lustschloss) oder eines der imposantesten Zeugen bürgerlichen Selbstbewusstseins in Leipzig, das Neue Rathaus. Die „Urwälder“ umfassen u. a. Brachen, die „Giganten“ nehmen ironisch Bezug auf die offensichtliche Neigung der LeipzigerInnen zu Objekten mit superlativen Eigenschaften, wie das Völkerschlachtdenkmal oder auch der neue Zentralterminal des Leipziger Flughafens.
Die Ausstellung gibt Einblick in die Distribution dieser Kartenserien, sowohl was die Verteilung durch CULTURTRAEGER als auch die „Schreibstation“ von Julia Schäfer in der GfZK anbelangt, und macht Berichte von den verschiedenen Spaziergängen und Besichtigungstouren über einen Internetterminal und einer Videodokumentation von Marion Porten zugänglich.

Die Ausstellung weitet die Frage nach dem Bild der Stadt aus: Es sollen – neben „7 x 7 x LEIPZIG“ – auch die üblichen, im Handel erhältlichen Leipziger Motive präsentiert und inhaltliche und ästhetische Veränderungen im offiziellen Bild der Stadt nachgezeichnet werden. Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bildet das Motiv des Augustusplatzes, dem zentralen Platz der Stadt Leipzig. Auch in diesem Zusammenhang soll an Hand von Bildpostkarten ein Einblick in den Wandel der öffentlichen Wahrnehmung dieses umstrittenen Platzes gegeben werden. Die Sektion „Ansichtskarte in der DDR“ konfrontiert offiziell genehmigte Aufnahmen („Echt-Foto-Postkarten“) des sozialistischen Staates mit privat und damit oft illegal hergestellten, teils systemkritischen Bildkarten („Mail Art“). Dieser Teil der Ausstellung wird aus der Sammlung des Leipziger Fotografen Erasmus Schröter gestaltet, der schon seit vielen Jahren zum Thema der DDR-Ansichtskarte arbeitet und publiziert. Das persönliche Archiv von Iris Reuther (bis 1989/90 Weimar, Ost-Berlin, Leipzig) und ihrer Freundin Atie Boerboom van den Berg (Amsterdam) gibt Einblick in deren Korrespondenz zwischen 1983 und 1989/90. Dabei wurden häufig Postkarten mit Motiven aus Kunstausstellungen, Museen, Kulturstätten u. ä. verwendet, die Auskunft über Kunst- und Kulturpositionen beiderseits des Eisernen Vorhanges geben.

Im Rahmen dieser Ausstellung wird die von niko 31 entwickelte Audio-Tour durch die Stadt Leipzig wieder angeboten. Unter dem Titel „Revue: le jardin negligé“ („Rundschau: Der vernachlässigte Garten“) stellten die LandschaftsplanerInnen Katja Heinecke und Reinhard Krehl und der Architekt Jens Fischer einen Rundgang zusammen, der sich den funktional angelegten Bauten und Plätzen der DDR-Moderne widmet. Die Tour führt vom Bürohaus am Brühl über die Universität zum ehemaligen Robotron-Gebäude. Ausgewählte Sounds begleiten die Reise durch die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt.

Die Ausstellung wird in Kooperation mit CULTURTRAEGER Leipzig, dem Institut für Länderkunde Leipzig, dem Verlag Bild und Heimat, Reichenbach (Vogtl.) und niko 31 durchgeführt.

 


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