Wie geht’s, habibi?

Was ist Identität?  – Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich ein Team aus jungen Männern aus Syrien und deren Begleiter, sowie einem Künstler, einer Kunstvermittlerin und einer Kulturvermittlerin.

Interessant wurde es schon in der Übersetzung der Einleitung: Identität lässt sich keineswegs eins zu eins in die arabische Sprache übersetzen. Annähern könnte man sich über den Begriff der persönlichen Kenntnis. Hierbei  spreche man jedoch eher von spezifischen Bereichen, die man benennen möchte. Dies war kurz gefasst das Ergebnis einer lebhaften Diskussion, in der der deutsche Identitätsbegriff auch inhaltlich genauestens untersucht wurde.

Ausgehend von dieser Differenzierung  mussten erst die Bereiche untersucht werden, auf die sich Identität erstrecken kann: Aussehen und Charakter, Familie und soziales Netz, Interessen, Hobbies Leidenschaften und Träume. Wer bin ich und wie bin ich, warum bin ich so und wie möchte ich sein? Diese schwierigen Fragen konnten nicht im Workshop beantwortet werden, sollten aber mit Ideen, Fragen und ersten Ansätzen gefüllt werden. Hierzu schrieben alle Teilnehmer fünf Eigenschaften auf, die sie sich selber zuordnen würden. Im nächsten Schritt ergänzte die Gruppe untereinander Eigenschaften. Ehrlichkeit, Wohlwollen und Humor waren Eigenschaften, die man wohl allen Teilnehmern bei dieser Übung zuordnen könnte. So entstand eine äußerst entspannte und angenehme Atmosphäre, die zu einem produktiven Austausch, einer Menge neuer Vokabeln, witziger Zufälle und Übersetzungsschwierigkeiten vom Sächsischen in die hochdeutsche Sprache führte. Das oft ein wenig kritische Selbstbild wurde zunehmend durch ein positives Fremdbild bereichert und  Lob und Anerkennung auf humorvolle Art und Weise geäußert.

Besonders spannend wurde für alle die Suche nach richtigen Wörtern. Nuancen der deutschen Sprache wurden erkennbar, Lücken und Unübersetzbarkeiten mussten durch Umschreibungen gelöst werden .So wurde die Sensibilität für Sprache insgesamt gesteigert.

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An diese Phase schloss sich der Besuch der Ausstellung Identität-ID? an. Sie ist Produkt eines Vermittlungsworkshops mit Schüler_innen und Schülern zu Andy Warhols Screentests und thematisiert Zuschreibungen und Wahrnehmung in den Medien Fotografie und Video. Außerdem wirft sie Fragen nach Vorbildern, Selbstbildern, Fremdbildern und Identifikationsmöglichkeiten auf, die Besucher_innen mithilfe von Post-Its beantworten und so ihre Spuren in der Ausstellung hinterlassen können.

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Am schwierigsten, aber auch intensivsten war die Aufgabe für die Teilnehmenden des Workshops, selbst eine Frage zu stellen. Die Frage konnte an die eigene Person , die Ausstellung, das Museum oder die Welt an sich formuliert werden:

Wie geht’s, habibi? – Wozu taugt Psychologie? – Warum gibt es böse Menschen? – Warum verändert sich alles? – Warum lachst du immer? – Was arbeitest du im Museum? – Seit wann wartest du hier? – Wie kann ich aktiv mit meinem Schicksal umgehen? – Bist du freundlich oder nicht? – Glaubst du, du bist eine gute Person? – Kennst du mich? – Was willst du? – Wohin gehst du? – Bist du ganz ehrlich? – Magst du Syrien? – Magst du Deutschland?

Während solche Fragen in einer sehr vertrauensvollen Atmosphäre diskutiert wurden, war immer eine Person im Nebenraum, um einen Screentest von sich selber erstellen zu lassen. Zum Abschluss widmete sich die Gruppe den einminütigen Videos, in denen ungeahnte Perspektiven zum Vorschein traten. Schauspielerisches Talent traf auf große Unsicherheit, Grimassen auf nicht unterdrückbares Grinsen, Verlegenheit auf eine fröhliche Erwartungshaltung.

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Die Schärfung des Begriffs der Identität ging Hand in Hand mit der Suche nach persönlichen Eigenschaften und Merkmalen. Anstatt nach dem Workshop eine Antwort auf die Frage Warum bist du du? geben zu können, standen neue Fragen, Begriffe und Vokabeln im Raum, die die Begriffshülse der Identität mit Inhalten anreicherten und so einen produktiven Umgang mit der persönlichen Interpretation dieses schwierigen Wortes ermöglicht.

Es wird nun die gemeinsame Idee verfolgt, das Projekt auszubauen und weitere gemeinsame Treffen zu realisieren. Die offene, fragende Form hat allen Beteiligten gut gefallen und Lust auf eine intensivere Auseinandersetzung gemacht.

 

 

 

 

 

 

 


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